L’INTREPIDO

DIE LEICHTIGKEIT DES GLÜCKLICHSEINS

Er heißt Antonio Pane und ist ein von Grund auf zufriedener Mensch. Er klagt nicht, er hilft und packt zu, in einer hektischen und von Krisen gezeichneten Gesellschaft. Er führt, stundenweise auf Bestellung, jede Arbeit aus: Möchte jemand mal kurz von der Arbeit weg, Antonio übernimmt: er mauert, lenkt die Straßenbahn, fährt Pizza aus oder bügelt. Eigentlich ist er selber ja arbeitslos, aber er ist ein Intrepido, ein wahrhaft Unverzagter.
„Geld, hat Antonio sich gesagt, ist nicht alles, was zählt. Man sollte aber schon schauen, dass man in Form bleibt und sich nicht fallen lässt, wenn das wirtschaftliche Umfeld nicht mehr rosig ist. Gianni Amelio (Ladro di bambini) hat diese wunderbare Figur geschaffen, mit der er uns die erträgliche Leichtigkeit des Glücklichseins vor Augen führt. Und uns auf entspannte Art ein wenig darüber nachdenken lässt, wie eingespannt wir alle sind.

Ein amüsierter und melancholischer Blick auf Italien, ein Land, das man eigentlich lieben möchte, weil es die schönste Sprache hat, das beste Essen, atemberaubende Landschaften und kulturelle Schätze und gesprächsfreudige Menschen.“ (Walter Ruggle, trigon-film)

Regie: Gianni Amelio
Drehbuch: Gianni Amelio, Davide Lantieri
Kamera: Luca Bigazzi
Schnitt: Simona Paggi
Ausstattung: Giancarlo Basili
Musik: Franco Piersanti
Produktion:Carlo Degli Esposti für Palomar
Darsteller: Antonio Albanese (Antonio Pane), Livia Rossi, Gabriele Rendina, Alfonso Santagata, Sandra Ceccarelli

Italien 2013
104 Minuten, OmU

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Mit L’intrepido grabe ich in der heutigen Realität, die hart und schwierig ist, voller Unsicherheiten für die Zukunft. Aber ich versuche, es mit Leichtigkeit anzugehen. Mehr als auf die italienische Komödie beziehe ich mich dabei auf den Stummfilm, auf Chaplin, und Buster Keaton. In der Brust meines Protagonisten Antonio schlummern zwei Seelen: wenn er die Arbeit eines anderen übernimmt, ist er fröhlich, unbeschwert und unverzagt; in seiner Gefühlswelt jedoch ist er zerbrechlich und schutzlos. So misslingt ihm zum Beispiel mit seinem Sohn die Kommunikation und gegenüber einem Mädchen, das ihn im Innersten berührt, fehlen ihm die Worte. Aber der Film schreit geradezu nach einem glücklichen Ausgang, weil ich glaube, dass es heutzutage gerade ein Muss ist, positiv und furchtlos zu sein.
Gianni Amelio

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

In L'intrepido erzählt Gianni Amelio von Krise und Arbeitslosigkeit in Mailand, also in der Stadt, die sich seit jeher mit der Arbeits- und Geschäftswelt identifiziert hat. In seiner Figur des Antonio Pane lässt er die unzähligen Facetten der Unsicherheit lebendig werden. Er lässt ihn diverse Situationen durchleben, denen er stets mit der gleichen Geduld und Genügsamkeit begegnet: selbst gegenüber den offensichtlichsten Demütigungen gelingt es ihm, seine Wut (die er wahrscheinlich in sich trägt) in Resignation und Abkehr zu verwandeln. Dabei regt Amelio den Zuschauer immer wieder zum Nachdenken an: um Arbeit zu finden, muss der Protagonist nach Albanien auswandern und somit die in Lamerica erzählte Geschichte in entgegengesetzter Richtung wiederholen. Im Vergleich mit den beiden Zwanzigjährigen des Films (eine depressive junge Frau, Antonios verunsicherter Sohn) scheint Antonio über mehr Kräfte zu verfügen, um mit den Schicksalsschlägen des Lebens fertig zu werden. Aber er vermeidet es, nach einer Lösung zu suchen oder wirklich über die Situation nachzudenken. Der geduldige Antonio schafft es nicht, die Augen zu öffnen, um die neuen Klassenkonflikte und die Wut der Jugend zu erkennen. Er kann nur lächeln, wie er es in der letzten Einstellung tut. Aber ist das genug?
Paolo Mereghetti, Corriere della Sera

Cinema!Italia!

Gianni Amelio (1945, San Pietro Magisano). Nach einem Philosophiestudium arbeitet er in den 60er Jahren als Regieassistent. Sein Regiedebüt gibt er 1970 mit dem TV-Film La fine del gioco. Nach La città del sole (1973) und La morte al lavoro (1978) gehört er mit seinen Hauptwerken Colpire al cuore (1982), I ragazzi di Via Panisperna (1988), Porte aperte (1989), Ladri di bambini (1992), Lamerica (1994) und Così ridevano (1998) zu den bedeutendsten italienischen Regisseuren der Gegenwart. Es folgen Le chiavi di casa (2004), La stella che non c’è (2006), Il primo uomo (2011) und L’intrepido (2013).