IN GRAZIA DI DIO

EIN NEUES LEBEN

Salento, Süditalien: Die eigene kleine Textilfabrik muss schließen, das Wohnhaus wird verkauft, eine Drei-Generationen-Familie kämpft um ihre Existenz. Nachdem ihr Bruder emigriert ist, sucht die energische Adele nach Auswegen. Ihre Schwester denkt nur daran, Schauspielerin zu werden, die halbwüchsige Tochter reagiert aggressiv, nur die Großmutter nimmt die Schicksalsschläge gelassen hin. Alles scheint verloren, auch das menschliche Miteinander. Die einzige Möglichkeit, das tägliche Überleben zu sichern, liegt in der Feldarbeit und der Rückkehr zu einfachen Tauschgeschäften. Und genau das ist der Beginn eines Weges, auf dem die vier Frauen das Leben und vor allem ihre Zuneigung zueinander ganz neu erfahren.

Liebevoll und authentisch erzählt Edoardo Winspeare eine Geschichte, die zugleich die Wirtschaftskrise und die Identität einer Region skizziert. Durch Toleranz, Solidarität und Selbstständigkeit finden die Frauen Lösungen, um sich der Übermacht der globalen Wirtschaft nicht beugen zu müssen.

Regie: Edoardo Winspeare
Drehbuch: Edoardo Winspeare, Alessandro Valenti
Kamera: Michele D’Attanasio
Schnitt: Alberto Facchini
Ausstattung: Sabrina Balestra
Produktion: Edoardo Winspeare, Gustsavo Caputo, Alessandro Contessa für Saietta Film
Darsteller: Celeste Casciaro (Adele), Laura Lichetta (Ina), Gustavo Caputo (Stefano), Anna Boccadamo (Salvatrice), Barbara de Matteis (Maria Concetta), Amerigo Russo, Angelico Ferrarese, Antonio Carluccio

Italien 2014
127 Minuten, OmU

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

In diesem Film steckt viel Wahrheit. Die Geschichte ist zwar frei erfunden, aber ich habe mich an dem Leben meines Schwagers orientiert. Er ist ein „Fasionista“, so nennt man hier bei uns die Leute, die im Akkord großen Modehäusern, wie Prada oder Benetton zuarbeiten. Mit der Konkurrenz aus China ist es für sie sehr schwer geworden. Die aktuelle Wirtschaftskrise ist wirklich eine schwierige Zeit, sie gibt uns aber auch Gelegenheit, uns neu zu erfinden und zu erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist: der Gemeinschaftssinn, die Familie. So geht es auch den vier Protagonistinnen. Die süditalienischen Frauen sind sehr stark.
Edoardo Winspeare

Cinema!Italia! Cinema!Italia!

Mit In grazia di Dio kehrt Edoardo Winspeare zum Dialekt und den rauen Tönen zurück, unterstrichen von dem starken Lokalkolorit, der all seine besten Filme auszeichnet. Dabei arbeitet er mit einem überraschenden Cast aus Laienschauspielern, unter denen seine Frau, die intensive Celeste Casciaro, besonders hervorsticht. Sie verkörpert die willensstarke Adele, eine gereifte und stolze Schönheit, die das Zentrum der Geschichte ausmacht, in der die Konflikte der vier Protagonistinnen sich immer weiter zuspitzen. Was dabei herauskommt ist ein ungewöhnlicher „Salento-Western“, voller Symbolik und gleichzeitig von einer geheimnisvollen Natürlichkeit. Und er schenkt uns, wie es auch manchmal mit den Filmen von Ermanno Olmi geschieht, wertvolle Augenblicke, wie man sie nur selten findet: Momente der Einfachheit.
Fabio Ferzetti, Il Messaggero

Vier Frauen aus drei Generationen und der Salent, ein Ort antiker Magie, sind die Hauptdarsteller von Edoardo Winspeares neuem Film In grazia di Dio, eine Liebeserklärung an die Familie und das Matriarchat. Winspeare hat fast all seine schönen Filme in diesem abgelegenen Teil Apuliens gedreht, mit technischem Können und einer gleichzeitig ruhigen, aber emotionalen Intensität: die Landschaft mit ihren riesigen Oliven- und Zitrusbäumen, den Kakteen, der Felsküste im Hintergrund, den Steinmauern, den kleinen Dörfern, den leuchtenden und gedeckten Farben wird zu einem unabdingbaren Teil der Geschichte. In diesem Film sieht man keine Schauspieler, nur Einheimische, und der Charme von In grazia di Dio liegt auch in der tiefen Wahrhaftigkeit ihrer Darsteller.
Natalia Aspesi, la Repubblica

Edoardo Winspeare (1965, Klagenfurt, Österreich). Nach dem Literaturstudium studiert er Fotografie in New York und macht seinen Abschluss an der HFF in München. Nach diversen Kurzfilmen kommt 1995 mit Pizzicata sein Spielfilmdebüt in die Kinos, dem Sangue vivo (2000), Il miracolo (2004), Galantuomini (2008) und In grazia di Dio (2014) folgen. Er dreht auch Dokumentarfilme, darunter Sotto il cielo azzurro (2009), und gehört zu den Gründern der Musikgruppe „Officina Zoé“.